Papiermechanik

Die mechanischen Glückwunschkarten des Wiener Biedermeier sind die Urahnen unserer Pop-Up-Karten und -Bilderbücher.  Viele Jahrzehnte später – in den 80ger Jahren des 19.Jhdts. – entwickelte
Lothar Meggendorfer offenbar beeinflußt durch diese frühe Tradition seine flachmechanischen Bilderbuch-Meisterwerke, mit denen er damals schon weltberühmt wurde.
Nun brachte 1908 der Kunsthistoriker Gustav Pazaurek eine Schrift und eine Bildermappe mit etwa 350
s/w-Photos dieser meist mechanischen Karten mit dem Titel „Biedermeier-Wünsche“ in einer sehr kleinen Auflage von 400 Ex. heraus.  (Zur Veranschaulichung zwei Videos einer Sammlerin hier:
http://de.youtube.com/watch?v=bt_dO8v94BY  und
http://de.youtube.com/watch?v=CKqSBgFOmW8  )

Und oh Wunder, heute entdecke ich ein Angebot des Antiquariats Heuberger in Köln mit diesem extrem
seltenen Werk  (über ZVAB  http://www.zvab.com/index.do ;  Pazaurek  Biedermeier-Wünsche eingeben !)

KINETICA Museum London

veranstaltet vom 2.Okt. bis 19.Okt 08 die  Schau „Creatures Great and Small“ mit 10 namhaften
Kinetikkünstlern des In-und Auslandes. http://www.kinetica-museum.org/new_site/

Z.B. ist auch der Kalifornier Reuben Margolin dabei, dessen Spezialität Wellen erzeugende
Installationen sind. http://www.reubenmargolin.com/waves.htm
Die hier gezeigten Werke können in QuicktimeVideos in Bewegung erlebt werden. Die jeweils sehr sinnreiche Steuerung erfolgt in bewunderungswerter Holzmechanik ,hier „round wave“
http://www.reubenmargolin.com/round_wave4.htm

Pierre Bastien – Mecanoid

Am Do., den 16.Okt., führt der französische Künstler seine Musikmaschineninstallation aus Meccano-Robotern in der Staatsgalerie Stuttgart vor. Näheres ist hier zu erfahren:
http://www.staatsgalerie.de/kalender/kalender_detail.php?event_id=7448&offset=40
Von Aufführungen Pierre Bastiens gibt es zahlreiche Youtube-Videos.  Hier seine Webseite:
http://www.pierrebastien.com/

Stefanie Lucci: Um die Ecke denken

Im letzten Urlaub eingepackt und mit grossem Interesse verschlungen! Das Buch von Stefanie Lucci ist meines Erachtens ein Muss für Leute, die sich in der Kunstszene und auf dem Kunstmarkt bewegen.

Diese mit zahlreichen informativen wie unterhaltsamen Zitaten bestückte Untersuchung bewegt sich in der zeitgenössischen Kunstszene und stellt dort die prekärsten Fragen, die der Umgang mit zeitgenössischer Kunst mit sich bringt: Nämlich die Fragen nach Qualität sowie Sinn und Nutzen von Kunst. Was also macht ein gutes Kunstwerk aus? Und: Was bringt der Umgang mit zeitgenössischer Kunst in individueller Hinsicht, was in gesellschaftlicher?

Als erste umfassende empirische Untersuchung zu diesen Themen fragt die Autorin über ca. 300 Interviewerhebungen direkt bei den Insidern der Kunstszene nach, also konkret bei den Handlungsträgern, die Qualität generieren und öffentlich wahrnehmbar setzen. Das sind die Künstler, Galeristen/Art Consulter, Sammler, Kritiker und die ausstellenden Institutionen. Damit kann diese Untersuchung in weiten Zügen als repräsentativ für die BRD gelten.

Stefanie Lucci
Um die Ecke denken, 368 Seiten, € 29,95, ISBN 978-3-89861-932-5

Pierre Olivier, Südafrika,

hat eine neue Kugelbahn fertiggestellt (gallery ganz unten):
http://pierrecraft.com/gallery.htm. Leider fand ich kein Video dazu .
Die Liebe des Ruheständlers gilt auch kunsthandwerklichen
Schatullen. Bei der Tecnobox ist er offensichtlich durch William McDowell (USA) inspiriert worden, der Schatullen mit komplizierten, puzzleartigen Verschlüssen erfindet:
http://teknodeco.com/gallery1.html
Ich weise in diesem Zusammenhang auf den wundervollen amerikanischen Bildband
„400 wood boxes“ hin, den es bei amazon nun recht preiswert als Import gibt. Die Kurzkritik
von „mechanikus“ stammt von mir:
 http://www.amazon.de/gp/product/1579904599/ref=olp_product_details?ie=UTF8&me=&seller=

Autonome Wasserkinetik in NY

Im Street-Art-Blog WOOSTER-Collective fand ich heute ein interessantes Pendant zur konspirativen Sprayerszene.
http://www.woostercollective.com/
Nun gibt es in NY eine Gruppe namens PLAF-Autonomous Mechanisms, die nächtens heimlich aus Schwemmmaterial hergestellte mechanische Skulpturen in New Yorker Wasserwege installieren. Sie werden durch den Tidenhub angetrieben. Siehe PLAF-Blog und VimeoVideo „PLAF –
Hallet’s Cove“.
http://blog.anonymousgallery.com/underground/

Paul Spooner zu Ehren II

In Ergänzung meines Eintrags vom 4.September ist zu sagen, daß sich der Bilderpool über Objekte der teilnehmenden Automata-Künstlerinnen und -Künstler erheblich erweitert hat . Mit etwa 70 Abbildungen ist es die umfassendste Schau zu dieser Spezies von liebenswerter Kinetik.  Die Ausstellung „September already?“ der First Gallery Southhampton geht heute zuende.
http://www.focsle.org.uk/first/spooner60/index.htm