(WDR – Fernsehen zu Besuch bei Uli und Hildegard Tietz , Januar 2017)
Gestern bekam ich die traurige Nachricht , daß mein Freund Uli Tietz im Alter von 73 Jahren am vergangenen Wochenende nach einem schweren Krebsleiden verstorben ist. Ich habe einen liebenswerten, geistreichen und humorvollen Freund verloren, der ja auch als Lehrer Kollege war. Seine Ehefrau Hildegard organisierte eine palliative Begleitung durch den Hospizverein, sodaß er nach der Operation die letzten Wochen zuhause im Kreise seiner Familie verbringen durfte.
Wir hatten eine erste Begegnung noch in den 60gern, wo er als Student in Bonn bei meiner Tochter einen kurzen Babysitterdienst übernahm, ohne uns näher kennenzulernen. Jahrzehnte später bekam ich einen Anruf von ihm, der nun mit seiner Familie in Recklinghausen ansässig war, ob ich mich an ihn noch erinnere, er habe ein Buch von mir entdeckt : „Mechanische Spielobjekte und Automaten“. Das war der Auftakt unserer Freundschaft bis heute. Wir besuchten uns gegenseitig und ich konnte die inzwischen stark gewachsene Sammlung von Popupbüchern, in deren Konstruktionsfeinheiten er mich einführte, zusammen mit den papierkunsthandwerklichen Objekten Hildegards bewundern. Einmal zeigte er mir zwei oder drei zauberhafte und kostbare Bilderbücher, die aus zusammengebundenen Popuparbeiten seiner Schülerinnen und Schülern aus seinem Kunstunterricht bestanden. Es zeigte seine Fähigkeit, sein eigenes Engagement für die Sache so zu nutzen, daß es die schönste Kreativität auf der Schülerseite weckte. So stelle ich mir ein Highlight von Unterricht vor !
Er machte mit seiner Sammlung manche Ausstellungen im Ruhrgebiet und hatte guten Kontakt zu einer Gruppe von holländischen Sammlern, die er als seine zweite Familie bezeichnete. Er organisierte Tagungen, wo Teilnehmer/innen zu Spezialthemen der Movable Book Szene Vorträge hielten, darunter auch Koryphäen wie Kees Moerbeek oder die Meggendorfer-Spezialistin Hildegard Krahé, der ich dort realiter begegnete , nachdem ich schon früher einen Briefwechsel mit ihr hatte. An zwei dieser Tagungen hatte ich das Glück, teilnehmen zu dürfen.
Und nun die merkwürdige Koinzidenz. 1969 besuchte ich ebenfalls in Recklinghausen (noch ohne Bezug zu Uli) die Ausstellung „Spiel als Kunst – Kunst als Spiel“ , in der ein Objekt zum Nukleus meiner späteren Interessen an Mechanik und insbesondere an der Papiermechanik werden sollte, nämlich dieses:
Es ist entnommen aus Lothar Meggendorfer’s Buch „Bewegliche Schattenbilder“ von 1886
Und viel später – es muß so Ende der 80ger gewesen sein, tritt Uli und Hildegard in unser Leben, siehe oben, ebenfalls mit einer Art von Papiermechanik !
RIP -Uli !

Lieber Falk,
Uli ist vermutlich noch im Empfangsgebiet und freut sich bestimmt an deinen Zeilen…