Dominique Studer (CH) über seine und weitere vierbeinige Laufmaschinen

Theo Jansens Strandbiester inspirieren seit Jahren weltweit die Mechanikfans. Der Genfer Dominique Studer konstrierte selber eine sperrhölzerne Laufmaschine und fügte ein cleveres Zahnradgetriebe bei,
das bei den Beinbewegungen die Rückführung stark beschleunigt. Seine Seite
führt uns aber auch weitere Konstruktionen aus Deutschland und Japan vor
und endet mit einem Linkverzeichnis, das einen perfekten Einstieg in die
teilweise komplexe Materie bietet. Absolut empfehlenswert !
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Kugelbahninspirierte Kaugummiautomaten (USA)

Dale Bix Emery, selber in frühen Jahren ein Kugelbahnkünstler, entwickelte
1993 den ersten kinetischen Kaugummi-Automaten: GUMBALL GIZMO

Weitere wurden von der Firma „Wacky Fun Factory“ entwickelt, so die
WOWIE ZOWIE MACHINE:

Mitte der 90ger Jahre startete OSCARS WILD RIDE, welche aber längst wieder
vom Markt verschwunden ist, weil wie bei all den genannten Maschinen der Anschaffungspreis gemessen an der niederwertigen Ware viel zu hoch war.
Dieser Automat kostete um die 5000 Dollar !

Und hier eine unbekannte hölzerne Konstruktion, sieht aber nach gewerblichem
Automaten aus !

Die Maschinen des Kristoffer Myskja aus Oslo (NO)

Mit seinen jugendlichen 25 Jahren hat der norwegische Künstler Kristoffer
Myskja schon ein erstaunlich reichhaltiges und komplexes Oevre vorzuweisen, wie aus seiner minimalistischen Webseite hervorgeht. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, daß jedem Werk noch ein Video zugeordnet ist. (Thanks Designboom / Pietmondrian.com)
Hier nun die „Smoking Machine“ von 2007:

Blick in die japanische Automata-Szene

Die meisten japanischen Automataseiten haben keine englischen Hinweise. Durch die Sprach-und Schriftbarriere ist es deshalb besonders spannend etwas Relevantes zu finden. Ich empfehle deswegen in einige Blogs zu schauen und nach Photos zu suchen. Hierbei gibt es leider kaum Videomaterial, sodaß wir die mechanischen Abläufe einfach nur vermuten können. Durch die in den Randspalten zu findenden Monatsangaben lassen sich die Blogs zeitlich rückverfolgen.
Aus dem Blog von Toshihisa Hagawa:
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Aus dem Porupeppo-Blog
http://blog.livedoor.jp/porupeppo/archives/2010-08.html

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Und ganz frisch von heute ist dieses Video über einen Stempelautomaten von Kazu Harada: „Love Machine“, der mit dem ratterndem Schrittschaltwerk und sehr cleverer Mechanik Herzkärtchen erzeugt:

Kessler’s Circus im Tinguelymuseum, Basel (CH)

Ein größerer Kontrast zum vorherigen Eintrag läßt sich kaum herstellen:
Jon Kesslers Maschinenkunstinstallation „Circus“ von 2009, die in der früher schon erwähnten Ausstellung „Roboterträume“ in Basel zu erleben ist
und die die absurde amerikanische Kriegsmaschinerie und Überwachungstechnik thematisiert (mehr darüber im Begleittext von VernissageTV)

Theatrum Mundi, Dresden: Die Weihnachtsgeschichte

Theatrum Mundi (Welttheater) war im 19 Jhdt. eine Attraktion in Schaubuden von Jahrmärkten, wo aktuelle Ereignisse, die die Welt bewegten, in Szene gesetzt wurden und als mechanisches Theater gezeigt wurden, wobei die bewegbaren Figuren über Schienen gezogen wurden und von den Laufrädern her
ihre Animation erhielten. Mit Aufkommen des Kinos um 1900 verschwanden diese Schaustellungen nach und nach. In den letzten Jahren gab es vornehmlich in Ostdeutschland eine Renaissance dieser Theaterform, bei der sich eine Puppenspielergruppe um Dirk Neumann besonders engagierte und die Weihnachtsgeschichte inszenierte.
https://www.youtube.com/watch?v=QSMAwk92-Rg&feature=emb_title

Wer sich über dieses hochinteressante Thema genauer informieren möchte, sollte sich das 80-seitige Katalogbuch „Theatrum mundi“, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 1984, leihweise beschaffen, denn antiquarisch ist es so gut wie nie zu finden.
Ebenfalls findet man dazu Objekte in der Sammlung Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums und schließlich möchte ich auf die sehr verdienstvollen Seiten über „Schaubuden: Geschichte und Erscheinungsformen…“ von Stefan Nagel aus Münster hinweisen, dessen reich bebildertes PDF schon auf fast 200 Seiten angewachsen ist und jedem Interessierten direkt im Internet zugänglich ist.

Gilbert Peyre (FR): La foire mécanique

Dieses nun schon 24 Jahre alte filmische Kabinettstück (9 Min.)von Marc Alfieri findet sich etwas versteckt innerhalb des Kapitels „Videos“ auf Peyres Webseite: http://www.gilbert-peyre.com/ Leider ist es nur dort undzwar auch nur sehr klein zu sehen. Hin und wieder sieht man aber den Film auf französischen L’art Brut-Festivals. Einige Passagen erinnern an die
Jahrmarkttradition der Mechanischen Theater des 19 Jahrhunderts: Theatrum
Mundi
. Darüber später mehr.

Helmut Lindemann (DE) im Web

Der Kunstmaler aus Oldenburg ist nun mit seiner eigenen Seite im Internet vertreten. Neben seinem Schwerpunkt der Malerei ist eine eindrucksvolle Werkgruppe beweglicher Skulpturen herangewachsen. Neben abstrakten mechanischem Spiel der Formen und Farben gibt es kinetische Wandobjekte mit figürlichen Anteilen, die in ihrer Gesamtheit eine Art mechanisches Theater vollführen. Hier nicht dokumentiert sind allerdings seine einzigartigen Kugelbahnen, weil er diesen Teil seines Werkes als abgeschlossen betrachtet.
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Helmut Lindemann: Szenen einer Ehe, 2001