Blick zurück, Nr. 22: Ludvik Cejp

Es ist immer wieder  ein schönes Déjavu-Erlebnis nach längerer Zeit auf ein Buch oder Katalog zu stoßen, dessen Teile mich damals fasziniert hatten.  So auch der Katalog der Sonderschau der Messe LIGNA in Hannover 1997 (der Weltleitmesse für Werkzeuge, Maschinen und Anlagen zur Holzbe- und -verarbeitung),  „Holz in Künstlerhand – vom Holzstück zum Kunststück“ . Dort traf ich auf eine Abbildung eines Objektes des Künstlers: „Säulenuhr“ ,  eine 2,15 m hohe Skulptur, die an oberster Stelle die beiden Zifferblätter für die Stunden und Minuten trägt und an ihrem Schaft ein mit Schnurzügen verbundenes wanderndes Uhrwerk trägt.

(Katalog LIGNA ,siehe oben)

(Cover des Kataloges aufgeklappt)

In diesem Katalog finde ich eine Beschreibung der o.g. Säulenuhr:

„Das Uhrwerk ist absichtlich scheinbar primitiv, ungehobelt und ungeschliffen gebaut. Es treibt sich durch sein eigenes Gewicht an und wandert dabeilangsam nach unten. Die  sich abwickelnde Schnur, an der es hängt, wird um das Minutenzifferblatt geführt und dreht es um eine  Umdrehung pro Stunde. Dieses Zifferblatt schiebt wiederum bei jeder Umdrehung das Stundenzifferblatt mit einem Stift um eine Stunde weiter. Die Laufdauer beträgt ungefähr dreieinhalb Stunden.“

Auf seiner vorzüglichen Webseite ist diese Uhr nicht mehr vorhanden,  jedoch eine ähnliche, die Schwebeuhr.

Ich traf auf einer bemerkenswerten Kinetik- Schau 2004 im niederrheinischen Geldern (antistatic 04) auf  seine  Calendaria, meine Erstbegegnung mit einem Werk von Ludvik Cejp. Diese Schau, wie man sie hätte auch in einer Metropole zeigen können, wurde organisiert von dem rührigen Kinetikfan und Konditor Michael Röger, der später nach Süddeutschland zog. Er sorgte auch für einen repräsentativen Katalog mit fast 100 Seiten.

Ludvik Cejp (heute 62 Jahre alt) hatte seine große Schaffensphase in den 90gern  und den frühen Nuller Jahren. Dann gab es für ihn die traurige Gewißheit, daß  seine Künstlerexistenz für eine finanzielle Basis nicht ausreichte. Für mich unverständlich, weil ich damals einen wachsenden Ruhm prognostizierte, da sein Werk ein europäisches Format besitzt und eigentlich von größeren Museen gezeigt werden sollte. Es gibt wenig Werke der Kinetik, die mich in den vergangenen 6 Jahrzehnten so in ihren Bann zogen, wie diese.

Ein Nachkömmling von vor 12 Jahren ist seine Baumorgel, die in ihrer Gestalt ganz der organischen Natur verpflichtet ist und dadurch ihren Reiz des Besonderen erhält.


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