Prof. Dr. Otto Kraemer, Karlsruhe – Der Maschinenbauprofessor und seine Passion, das Schattenspiel

In den 70ger und 8oger Jahren forschte ich im Bereich der figürlichen Flachmechanik. Ich stieß auf das Werk Lothar Meggendorfers, der in den Jahrzehnten vor und nach 1900 die schönsten Ziehbilderbücher schuf. Die allererste Begegnung war diese in Recklinghausen. Ein weiteres Interesse galt den Wiener Biedermeierglückwunschkarten von vor ca. 200 Jahren, die auf halbem Postkartenformat durch feinste Papier-Mechanik animiert wurden. Die wichtigste Sammlung darüber besitzt der Kinderarzt Larry Seidman (USA). Man findet die GIF’s davon auf zahlreichen Pinterestseiten. Und natürlich die Tradition der mechanischen Theater aus dem 19.Jahrhundert, Theatrum Mundi, die damals Jahrmarktattraktionen waren. Ein Highlight für mich war die Entdeckung des Schattentheaters von Emmanuel Cottier aus Genf, das sich mit Fotos und einem Bericht eines Schweizer Grundschulehrers mir erschlossen hat. Leider habe ich kein Filmmaterial gefunden . In dieser Zeit stieß ich auch auf Figuren von Professor Otto Kraemer (1900-1986), der seine TH-Studenten von Zeit zu Zeit zu einem Privatissimum nach Hause einlud, um seine neueste Schattenspiel-Produktion vorzuführen. Inzwischen hatte ich die kleine Schrift über ihn aus der Reihe „Meister des Puppenspiels“ des Deutschen Instituts für Puppenspiel aus Bochum bezogen und viel später das großformatige 134-seitige Buch „Das Schattentheater  von Prof. Otto Kraemer“,(im Eigenverlag von Reinhard Kraemer und Peter Müller,  1994)  mit einer Menge von Zeichnungen seiner Figuren und ihrer Mechanik. Liebend gerne hätte ich damals irgendein Filmdokument zu den Werken Kraemers gesehen. Der Nachlass von Prof.Otto Kraemer ging  Jahre nach seinem Tod an das Museum für PuppentheaterKultur Bad Kreuznach, das ich 2018 zusammen mit Ellen besuchte und Originalfiguren und Zeichnungen erstmalig sehen konnte, dank der Mithilfe des Leiters Markus Dorner.

Und nun kommt der Hammer: als ich den Namen Otto Kraemer googelte, stieß ich auf diesen 61 Jahre alten Bericht des Südwstfunks , der mir erstmalig seine Kunst in Bewegung zeigte und der vor zwei Jahren für eine Retro-Reihe ausgegraben wurde:

https://www.ardmediathek.de/video/swr-retro-abendschau/schattenspiele/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExODgwMTI/

Zwei Beispiele von Zeichnungen der Figuren mit ihrer Mechanik aus dem Buch (siehe letztes Bild), die zeigen wie wundervoll hier die künstlerische Gestaltung einhergeht mit der mechanischen Verwirklichung der Bewegungsintention !

Ein Gedanke zu „Prof. Dr. Otto Kraemer, Karlsruhe – Der Maschinenbauprofessor und seine Passion, das Schattenspiel“

  1. Erst ein mal ganz herzlichen Dank für diesen tollen Blog, der mich seit Jahren begleitet. Nun also endlich auch mal ein Kommentar von mir. Neben dem erwähnten Buch und dem Heft aus der Reihe „Meister des Puppenspiels“ sei zu Otto Kraemer auch seine Artikelserie in der leider nur kurz in den 70-ern erschienen Zeitschrift „Technik des Figurentheaters“ sehr empfohlen, in der Otto Kraemer einige seiner „Tricks“ ausführlich erläutert. Bis auf den ersten Teil in Heft Nr. 2 konnte ich alle Hefte antiquarisch erstehen.
    Herzliche Grüße aus Bremen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert